Edeltrud Posiles

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Edeltrud Posiles
Daten zur Person
Personenname Posiles, Edeltrud
Abweichende Namensform Becher, Edeltrud
Titel Mag. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 46207
GND
Wikidata
Geburtsdatum 4. Juni 1916
Geburtsort Wien
Sterbedatum 23. Juli 2016
Sterbeort Wien
Beruf Bibliothekarin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wiener Stadt- und Landesarchiv
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 190
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname posilesedeltrud.jpg
Bildunterschrift Edeltrud Posiles

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenmedaille "Gerechte unter den Völker (Übernahme: 1978)


Edeltrud Posiles (geborene Becher), * 4. Juni 1916, † 23. Juli 2016, Bibliothekarin.

Biographie

Die Tochter eines Eisenwarenhändlers und einer Hausfrau wollte eine künstlerische Laufbahn als Bildhauerin, Innenarchitektin oder Schauspielerin einschlagen. 1936 lernte sie in Wien den Weinhändler Walter Posiles, einen Juden aus Prag, kennen. Die für 1938 geplante Hochzeit konnte aufgrund der sogenannten "Nürnberger Rassengesetze" nicht stattfinden. Walter Posiles gelang es, noch nach Prag zu entkommen, Edeltrud Becher wurde wegen ihrer "rassenschänderischen" Beziehung denunziert, aufgrund der Intervention einer Freundin aber von der Gestapo nicht weiter behelligt.

Als Walter Posiles und seine Brüder Hans und Ludwig den Deportationsbefehl nach Theresienstadt erhielten, täuschten sie ihren Selbstmord vor. So konnten sie nach Wien entkommen. Hier wurden sie von Edeltrud und ihrer jüngeren Schwester Charlotte (* 1918) und einigen Vertrauten bis Kriegsende versteckt und mit Lebensmittel und lebensnotwendigen Medikamenten versorgt. Als Quartier diente eine Atelierwohnung in der Neustiftgasse, die dem Verlobten von Charlotte gehörte. Dieser war zur Wehrmacht eingezogen worden, weswegen die Schwestern die Brüder Posiles dort verstecken konnten.

Vier Personen lebten von nun an in der Wohnung, die über 183 Stufen erreichbar war und deren Balkon nie betreten werden durfte. Die vier Personen mussten von einer einzigen Lebensmittelkarte ernährt werden. Die Schwester Charlotte half dabei ebenso wie der als arisch geltende Halbbruder Kurt Posiles und ein Freund Walters.

Für Walter Posiles fälschte Edeltrud Becher einen Personalausweis und ermöglichte es ihm so, sich relativ frei zu bewegen. Auch vor dem hin und wieder nach Hause kommenden Verlobten Charlottes mussten die Brüder versteckt werden. Als Walter ernsthaft erkrankte, wurde unter größter Vorsicht ein sogenannter "jüdischer Krankenbehandler" namens Dr. Ernst Pick konsultiert. Becher meldete sich freiwillig zum Arbeitsdienst bei einer Elektrofirma im 7. Bezirk, um durch Sabotage die Produktion von Kriegsmaterial zu verzögern.

Des Weiteren war sie an weiteren Störaktionen sowie der Herstellung und Verteilung von Flugblättern und Spottgedichten gegen das NS-Regime beteiligt. Die Brüder Posiles und die Schwestern Becher überlebten das nationalsozialistische Grauen mit Ausnahme von Hans, der kurz vor Kriegsende durch einen Bombenangriff ums Leben kam. Die geschiedene Frau Walters und sein Sohn Erich kamen im Konzentrationslager um.

Edeltrud Posiles bei der Arbeit als Bildhauerin

Nach dem Krieg heirateten Edeltrud Becher und Walter Posiles. Die Ehe wurde nach zwei Jahrzehnten wieder geschieden. Ab 1946 studierte sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien, unter anderem bei Fritz Wotruba und Herbert Boeckl.

Nachdem sie zunächst in der Weinhandelsfirma ihres Mannes mitgearbeitet hatte, fand Edeltrud Posiles eine Anstellung bei den Städtischen Büchereien. Nach ihrer Pensionierung begann sie 1985 an der Universität Wien mit dem Studium der Kunstgeschichte und der Archäologie, das sie 1991 mit der Diplomarbeit "Antikenrezeption in der Kunst der österreichischen Medaille des 18. Jahrhunderts" als Magistra phil. abschloss.

Edeltrud Posiles starb am 23. Juli 2016 in Wien.

Gerechte unter den Völkern

1953 verabschiedete das israelische Parlament das "Gesetz zum Gedenken an Märtyrer und Helden". Es erteilte der Gedenkstätte Yad Vashem (hebräisch für "Denkmal und Name") den Auftrag, eine Gedenkabteilung für diese "Gerechten unter den Völkern" einzurichten. Eine Ehrung mit diesem Titel erfolgt lediglich nach strenger Prüfung der Rettungsaktionen. Diese mussten von Personen, die nicht als Juden eingestuft waren, unter hohem persönlichen Risiko und unentgeltlich durchgeführt werden. Weltweit wurden bisher 26,120 Personen als "Gerechte unter den Völkern" geehrt, davon 107 aus Österreich.[1] 1978 wurde Edeltrud Posiles von der Gedenkstätte Yad Vashem mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" geehrt.

Ehrenurkunde von Yad Vashem für Edeltrud Posiles

Seit den 1980er Jahren trat sie als Zeitzeugin in österreichischen und deutschen Medien auf.

Quellen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The Righteous Among The Nations (Stand: 26.07.2016)