Genossenschaftsverband

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Büste vom Gründer der Genossenschaftsbanken Hermann Schulze Delitzsch am Haus Lindengasse 5, dem ehemaligen Verbandssitz
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1872
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 367681
GND 1237363462
WikidataID Q306267
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Bildunterschrift Büste vom Gründer der Genossenschaftsbanken Hermann Schulze Delitzsch am Haus Lindengasse 5, dem ehemaligen Verbandssitz

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48° 12' 40.97" N, 16° 21' 43.60" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Österreichische Genossenschaftsverband (ÖGV) wude 1972 als Allgemeiner Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Österreichischen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften gegründet und 1930 in ÖGV umbenannt.

Gründung

Am 4. August 1872 wurde in Wien der Allgemeine Verband der auf Selbsthilfe beruhenden Österreichischen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften aus der Taufe gehoben. „Auf der Freiheit, verbunden mit der Verantwortlichkeit für deren Gebrauch, beruht die gesunde Existenz des Einzelnen wie der Gesellschaft“, gab Genossenschaftspionier Hermann Schulze-Delitzsch dem neuen Verband damals mit auf den Weg. Erster Verbandsanwalt wurde Hermann Ziller. Am 7. September 1872 wurde die erste Ausgabe der Verbandszeitschrift „Die Genossenschaft“ veröffentlicht. Sie erschien ohne Unterbrechung bis 1938. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Neustart als „Die gewerbliche Genossenschaft“, 2009 wurde das Magazin in „cooperativ“ umbenannt, als solches erscheint es noch heute.

Schaffung gesetzlicher Grundlagen für Genossenschaften

Am 9. April 1873 trat das Gesetz über Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (GenG) in Kraft. Im selben Jahr verzeichnete das „Statistische Handbuch für die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder“ in der Donaumonarchie 169 eingetragene Genossenschaften, 30 Jahre später waren es fast 10.000. Am 10. Juni 1903 wurde mit dem Reichsgesetzblatt Nummer 133 die genossenschaftliche Revision als Grundlage für stabiles Wirtschaften verpflichtend eingeführt. Der Verband hatte wiederholt ein solches Revisionsgesetz gefordert und entsprechende Regierungsentwürfe eingebracht.

Gründung des ersten Spitzeninstituts

Zum 50-Jahr-Jubiläum des Verbandes wurde am 15. November 1922 die Österreichische Zentralgenossenschaftskasse als Spitzeninstitut in der Rechtsform der Genossenschaft gegründet. Von den damals 351 Mitgliedern des Verbandes zeichneten rund 80 Geschäftsanteile.

Umbenennung in ÖGV

Am 15. Juni 1930 fusionierte der Allgemeine Verband am Verbandstag in Kitzbühel mit dem Zentralverband der Gewerblichen Genossenschaften, er firmiert seitdem als Österreichischer Genossenschaftsverband (ÖGV).

Der Verband in der NS-Zeit

Am 9. Juli 1938 wurde der ÖGV auf Verfügung des NS-Regimes aufgelöst und sein Vermögen dem Deutschen Genossenschaftsverband übertragen, der damit den Donauländischen Genossenschaftsverband mit Sitz in Wien und den Alpenländischen Genossenschaftsverband mit Sitz in Klagenfurt gründete. Bis zum Ende des Dritten Reiches wurden Rationalisierung und Verschmelzungen von Kreditgenossenschaften vorangetrieben, ein Außenauftritt unter der Bezeichnung „Volksbank“ setzte sich durch. Am 14. Februar 1946 ermächtigte das Innenministerium den Donauländischen Genossenschaftsverband, das Vermögen des Alpenländischen Verbandes zu übernehmen. Am Verbandstag am 21. Juli in Wien erklärten die Genossenschaften die Auflösung des ÖGV im Jahr 1938 aus formalen Gründen für ungültig.

Die Entwicklungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Am 30. Juni 1947 übernahm der ÖGV die Agenden des neu gegründeten Fachverbandes der Kreditgenossenschaften nach dem System Schulze-Delitzsch in der Wirtschaftskammer und damit die gesetzliche Interessenvertretung der Volksbanken. Im Oktober 1950 nahm der ÖGV am ersten Kongress der Internationalen Volksbankenvereinigung (Conféderation Internationale des Banques Populaires, CIBP) in Rom teil. Am 4. November 1952 wurde gemeinsam mit den anderen Genossenschaftsverbänden das Forschungsinstitut für Genossenschaftswesen an der Uni Wien gegründet, die Organisation wurde in der Folge mehrfach angepasst. Am 24. Juni 1974 wurde das Spitzeninstitut der Volksbanken zur Österreichischen Volksbanken-Aktiengesellschaft (ÖVAG). Im „Gösinger Papier“ wurde 1975 die Zusammenarbeit zwischen ÖGV und ÖVAG geregelt. Die Prüfungsabteilung wurde in der Folge als eigenes Ressort im ÖGV eingerichtet, um die genossenschaftliche Revision klarer von der Beratung zu trennen. Im Jänner 1976 gründete der ÖGV gründet gemeinsam mit der ÖVAG die Volksbank Akademie, welche die Aus- und Weiterbildung der Führungskräfte, Mitarbeiter und Funktionäre der Volksbanken sicherstellen sollte. Am 6. Dezember 1985 entstand unter Beteiligung des ÖGV an der WU Wien das Forschungsinstitut für Betriebswirtschaftslehre der Genossenschaften.

Der ÖGV und die Volksbanken nach der Finanzkrise

Als Folge der Finanzkrise, die das Spitzeninstitut ÖVAG in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht hatte, beschloss der Gruppentag Volksbank am 15. Februar 2012 die Gründung eines Kreditinstitute-Verbundes mit der ÖVAG als Zentralorganisation und ging damit neue Wege in der österreichischen Bankenlandschaft. Per 4. Juli 2015 wurden wesentliche Assets einschließlich der Spitzeninstitutsfunktion der ÖVAG auf die Volksbank Wien als neue Zentralorganisation abgespalten, die verbleibenden Teile wurden in eine Abbaugesellschaft umgewandelt. Der Volksbanken-Verbund und auch der ÖGV strukturierten sich in den Jahren darauf erfolgreich neu.

Kernaufgaben des ÖGV heute

• Durchführung der gesetzlichen Revision für die Mitglieder • Rechtliche und betriebswirtschaftliche Beratung • Interessenvertretung auf nationaler und internationaler Ebene • Weiterentwicklung des Genossenschaftswesens • Impulsgeber und Ansprechpartner für Neugründungen

Organisation

An der Spitze des Genossenschaftsverbandes stand ursprünglich bis 1938 ein Ausschuß-Vorsitzender, zwischen 1946 und 1962 der Obmann eines ehrenamtlichen Vorstands und seit 1962 ein Verbandspräsident. Die Geschäftsstelle wird von einem Verbandsanwalt geleitet. Der Sitz des Verbandes war 1910 -1927 in 7., Lindengasse 5, 1927-1946 1., Teinfaltstraße 1, 1946-1984 9., Peregringasse 1 bzw. 4, 1984-2001 1., Schottengasse 10 und seit 2001 1., Löwelstraße 14. Mitglieder des Verbandes sind die österreichischen Volksbanken sowie Waren-, Dienstleistungs- und Produktivgenossenschaften nach dem System Schulze-Delitzsch.

Literatur

  • Johann Brazda, Robert Schediwy, Tode Todev: Selbsthilfe oder politisierte Wirtschaft: Zur Geschichte des Österreichischen Genossenschaftsverbandes 1872- 1997. Schulze-Delitzsch-Schriftenreihe, Band 18: Wien 1997
  • „cooperativ“ – Jubiläumsausgabe 150 Jahre ÖGV. Herausgegeben vom Österreichischen Genossenschaftsverband: Wien 2022
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