Machsike Hadath

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Briefkopf des Vereins Machsike Hadath, 1932
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1903
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 66595
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdisches Bethaus, Jüdische Geschichte
Quelle
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Machsike Hadath.jpg
Bildunterschrift Briefkopf des Vereins Machsike Hadath, 1932
  • 2., Haidgasse 1

Frühere Adressierung

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48° 13' 4.57" N, 16° 22' 36.07" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Verein Machsike Hadath wurde 1903 in Wien gegründet und unterhielt zuletzt 1938 in 2., Haidgasse 1 ein jüdisches Bethaus, eine rituelle Ausspeisungsküche und eine Talmud-Thora Schule. Die Proponenten Salomon Meisels und S. Komet legten der Vereinsbehörde die Statuten im August 1903 vor. Vereinszweck im Sinne einer „Gewinnung weiterer Kreise orthodoxer Juden“[1] war die „Erweckung und Förderung jüdischen Lebens, die Pflege jüdischer Lehre, die Kräftigung jüdischen Bewusstseins und Stärkung der Gefühle jüdischer Zusammengehörigkeit im Sinne des überlieferten Religionsgesetzes“ (Statut 1903, § 2). Dieser Vereinszweck sollte laut § 3 des Statuts durch Veranstaltungen, durch Einrichtung einer Lehrhauses, „Vertiefung des jüdischen Wissens bei der heranwachsenden Jugend“ und einer Ausspeisungsstelle für „streng rituelle Kost“ erreicht werden. "Ordentliche Mitglieder" konnten nur Männer, "außerordentliche Mitglieder" Frauen und Männer, auch außerhalb Wiens wohnhaft, werden (Statut 1901, § 8). Im Jahr 1907 wurde eine Änderung der Statuten beschlossen. Der Vereinszweck erfuhr eine Ergänzung: „Unterstützung jüdischer Auswanderer vom Tage ihrer Ankunft in Wien, Zuweisung von Quartieren, Warnung vor gewissenlosen Agenten, Anweisung der richtigen Reiseroute, weiters die Gewährung unentgeltlichen Aufenthaltes und Verköstigung in Wien, Hilfeleistung bei Beschaffung der Fahrkarten und Abtransport von Wien“ (Statut 1907, § II). Die Tätigkeiten des Vereins sind anhand dem für das Jahr 1922 im Vereinsakt einliegenden Rechenschaftsbericht zu ersehen. Sie bestanden aus den täglichen Gebeten, der rituellen Abhaltung der jüdischen Feiertage, der Verteilung von Geld- und Lebensmittelspenden und der Förderung des „Bibel- und Talmudstudiums". Einnahmen kamen aus Spenden anderer Bethausvereine, sowie weiterer Organisationen, von Sammelaktionen und Mitgliedsbeiträgen. Die Generalversammlungen des Vereins fanden im nahegelegenen Hotel Barschak in 2., Große Schiffgasse 3 statt. Anlässlich jeder Generalversammlung wurden Gedenktafeln für verstorbene Mitglieder unter Angabe des Namens und jüdischen Monats des Todes veröffentlicht. 1922 gründete der Verein eine „Kreditkasse zur Gewährung von unverzinslichen Darlehen zur Auffrischung und Neubelebung sinkender Existenzen“, finanziert durch den „Jakob-März-Fonds“. Im Jahr 1932 änderte der Verein seinen Namen in Erinnerung an den ehemaligen Obmann Jacob März in „Verein Machsike Hadath Nachlath Jacob“, seine Aufgaben gliederten sich in 1. Unentgeltliche Ausspeisung, 2. Unverzinsliche Darlehenskasse Gemiluth Chassidim, 3. Talmudische Hochschule Har Hamoria (=Berg Moria), 4. Ausstattung armer Bräute (=Hachnuses Kale)“.

Der Verein hatte zunächst seinen Sitz in 2., Im Werd 2, in 2., Schiffamtsgasse 20 und wurde 1921 Eigentümer eines Hauses in 2., Haidgasse 1/Im Werd 2.[2]

Der Verein wurde nach 1945 nicht mehr wieder begründet.

Arisierung des Vereinsvermögens und Vereinsauflösung 1938/1939

Die Auflösung des Vereins sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1939. Das Vereinsvermögen in Form von Bankeinlagen in der Höhe von 27.854,81 Reichsmark, darunter die Liegenschaft im Wert von 27.000 Reichsmark wurde eingezogen.[3] Ein Einlagenbuch des Jakob-März-Fonds mit 706,38 Schilling wurde am 24. März 1938 von der Vermögensverkehrsstelle beschlagnahmt und dem Stillhaltekommissar übergeben. [4]

Das Haus befindet sich gegenwärtig im Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde, die es an die Jehuda Halevi-Musikschule, eine jüdische Kunst- und Musikschule, weitergibt.[5]

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution der Liegenschaft

Eigentümer der Liegenschaft 2., Haidgasse 1, KG Leopoldstadt, EZ 674 wurde der Verein "Machsike Hadath" zur Gänze aufgrund eines Kaufvertrages vom 4. Mai 1921.[6] Die Liegenschaft im Wert von 27.000 Reichsmark wurde 1938 vom Stillhaltekommissar als „einmalige Aufbauumlage für Österreich“ eingezogen, diese wurde der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aber „für die Dauer des nachweisbaren Bedarfes zins- und abgabenfrei“ für Bethaus- und Ausspeisungszwecke zur Verfügung gestellt, das bedeutete, dass die Ausspeisung auch nach dem Novemberpogrom noch weiter geführt werden konnte. Am 30. August 1939 kam es zum Kaufvertrag zwischen dem Stillhaltekommissar und Adolf Svoboda, Champignonzüchter, 1939 wohnhaft 21., Prager Straße 124 und seiner Gattin Antonia Svoboda je zur Hälfte. Die Käufer des Hauses, das Ehepaar Svoboda, stellen vor dem Kauf die Bedingung, dass das Haus von der Ausspeisungsküche geräumt werde. Die Übergabe sollte bis zum 1. September 1939 erfolgen. Die Einverleibung des Eigentumsrechts an die neuen Eigentümer erfolgte am 24. Oktober 1939. [7].

Die Israelitische Kultusgemeinde betrieb nach 1945 wieder eine Ausspeisungsküche in dem Haus.[8] Im Jahr 1951 stellte die Israelitische Kultusgemeinde als Rechtsnachfolgerin des nicht mehr wieder begründeten Vereins bei der Rückstellungskommission Wien beim Landesgericht für Zivilrechtssachen einen Antrag auf Rückstellung der Liegenschaft (Zl. 60 Rk 77/51, Akt nicht mehr existent). Am 1. September 1952 kam es zum Teilerkenntnis über eine Rückstellung und einen Vergleich über Herausgabe der Erträgnisse durch die Antragsgegner und Bezahlung der Errichtung eines Hauskanals in der Höhe von 6.750 Schilling.[9]

Bedeutende Rabbiner

Rabbiner des Vereins Masike Hadath war Zacharias Edelstein. [10]

Vereinsvorstand 1903 und 1907

  • Obmann: Salomon Meisels, 1903 wohnhaft in 3., Radetzkystraße 3
  • Obmannstellvertreter: Jacob März.[11]

Vereinsvorstand 1938

Der letzte Obmann war der Hotel- und Restaurantbesitzer Aron Barschak (*5. Mai 1878 Tarnopol, 9. April 1942 deportiert nach Izbica, † im Holocaust ermordet), zuletzt wohnhaft 2., Große Schiffgasse 3/Altersheim.[12]

Erinnern

An dem Haus 2., Haidgasse 1, in dem zahlreiche Juden ihre letzte Wohnadresse vor der Deportation hatten, befindet sich ein Stein der Erinnerung.

Quellen

  • Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, A/VIEIIKG/I-III/LG/Wien 2, Haidgasse 1.
  • Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien nach 1945, Hausstammliste (Signatur aus dem Jahr 2000).
  • "Archiv der Israelitischen Kultusgemeeinde Wien nach 1945", B 3, B AD XXVI B, d, AD-GV Rückstellungen Wien II, Mappe: Haidgasse 1 (Signatur aus dem Jahr 2000).
  • Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 24, Karton 974.
  • Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 J 3, Karton 563.
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 4358/1922

Literatur

  • David Jüdische Kulturzeitschrift
  • Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1936.
  • Jüdisches Jahrbuch für Österreich, Wien 1932.
  • Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
  • DÖW Shoah-Opfer,
  • Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966.
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 119
  2. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 4358/1922
  3. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 J 3, Schachtel 563
  4. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 J 3, Schachtel 563.
  5. Jeuhda Halevi Zentrum für Kunst und Kultur.
  6. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 24, Karton 974 und "Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde nach 1945" B 3, B AD XXVI B, d, AD-GV Rückstellungen Wien II, Mappe: Haidgasse 1 (Signatur aus dem Jahr 2000).
  7. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 24, Karton 974 und Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 J 3, Schachtel 563
  8. “Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien nach 1945, B 3, B AD XXVI B, d, AD-GV Rückstellungen Wien II, Mappe: Haidgasse 1 (Signatur im Jahr 2000).
  9. "Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde nach 1945", B 3, B AD XXVI B, d, AD-GV Rückstellungen Wien II, Mappe: Haidgasse 1 (Signatur aus dem Jahr 2000).
  10. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 96.
  11. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 4358/1922.
  12. DÖW Shoah-Opfer.